Das war: 20 Jahre Magazin
Das war: 20 Jahre Magazin
November 2003
Als die Gäste am Abend um sieben Uhr auf ihren Sesseln saßen, wussten sie zum Glück nicht, dass gerade noch am Nachmittag der letzte Müllcontainer abgeholt und eine große Straßenkehrmaschine den übriggebliebenen Staub des Bauschutts mit einer Riesendüse in den Gulli verschwinden ließ.
Das Haus war herausgeputzt, die Küchenmannschaft kochte das erste Mal so richtig auf, das Service versuchte routiniert zu wirken und wir waren wie ferngesteuert.
Aus dem angestrebten „Soft“-Opening, um all die Kinderkrankheiteneines neuen Betriebes zu heilen, wurde ein ausgewachsenes „Hardcore“-Opening. Die Tür ging zwischen sechs und zwei Uhr abends nicht mehr zu.
Wir wissen bis heute nicht, wer es wem erzählt hat, dass in dieser Gasse ein neues Lokal aufgemacht hat – aber es müssen viele gewesen sein.
NOVEMBER 2023
Das Haus ist herausgeputzt, die Küchenmannschaft steht noch auf einen Kaffee zusammen, das Service ist routiniert und hat noch Zeit für ein Glas Champagner.
Und wir sind diesmal nicht wie ferngesteuert. Nach 20 Jahren ist dann doch alles irgendwie eingespielt. Vierhundert Gäste in zwei Tagen zu begrüßen, erscheint uns jetzt leichter als vor 20 Jahren. Unsere Mitarbeiter benötigen keine Hilfe mehr, „Es ist alles fertig, genießt euren Abend, wir machen das schon“ sagen Sie zu uns.
„Habt ihr eigentlich eine Rede vorbereitet?“ Nein haben wir nicht, machen wir dann spontan. Nach 2 Gläsern redet es sich sowieso leichter.
Der 20 Meter lange rote Teppich wird am Rand nun doch noch mit Schirmen ausgestattet und das Zelt im Innenhof hat sich angesichts des Regenwetters als wichtiges Accessoire ausgezeichnet. Es werden noch Team Fotos gemacht unter einer Tafel mit Aufschrift „Happy Birthday to us“.
Zu den feinen Klängen von Jazz aus dem Saxophon von Pauli treffen die Gäste langsam ein und der Fotograf lässt niemanden aus, alle müssen mal vor seine Linse. Blumensträuße und Weinflaschen in den unterschiedlichsten Größen werden über den roten Teppich getragen, kurzer Halt am Einganspult, Blick auf die Gästeliste, Eintrittsband drauf, dann weiter zu uns.
Langsam aber doch füllt sich der beleuchtete Innenhof. Es kennen sich die meisten persönlich und wer sich nicht kennt wird vorgestellt.
Wir bitten langsam alle Gäste zu Tisch, heute mal nur Stehtische. Das Dinner beginnt, die Mitarbeiter bringen die besten Magazin Klassiker der letzten 20 Jahre aus der Küche. Kung Fu Roastbeef, Trüffelpasta und Garnelen werden in kleinen Schalen durch die Menge getragen. Kalbsbutterschnitzerl mit Püree, auf Nachfrage, natürlich auch eine zweite Portion.
Wir machen unsere Runde und versuchen alle Tische mal zu besuchen, mit allen Winzern, die gekommen sind, ein Glas zu trinken und über alte Zeiten zu reden.
Als es dann Zeit wird für unsere Ansprache und wir nochmal in die Runde blicken sehen wir alte Wegbegleiter, unsere Kinder, unsere Mitarbeiter, die an diesem Tag gar nicht so sehr Mitarbeiter sind, sondern wie wir, mit den Gästen Spaß haben und feiern. Unser erster Lehrling ist hier sowie unsere Stammgäste.
Es fühlt sich nicht an wie ein Event oder eine Veranstaltung, auf der viele Bekannte eingeladen sind. Nein es fühlt sich so an wie wir es uns vorgestellt haben. Eine große Geburtstagsfeier mit all unseren liebsten Freunden.
Es folgt eine wilde Party bis in die Morgenstunden, inklusive Polonaise durch den Innenhof zu den Klängen der Village People. Zum Glück ist Winter sonst wäre die Sonne schon aufgegangen.
Wie man so eine Geburtstagfeier noch toppen könnte, wissen wir nicht. Wir werden es aber auf jeden Fall zum 30-jährigen Jubiläum versuchen. Inklusive rotem Teppich und eine Türe die sich dann, wie schon vor 20 Jahren, zwischen sechs und zwei Uhr abends nichtmehr schließen wird.
Vielen lieben Dank.
Claudia und Raimund Katterbauer mit Familie und Team
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